Der Hundekörper

Wie Hundephysio­therapie die Hundegesundheit fördert.


Gelenk­gesundheit durch Prävention & Bewegung

Die Gesundheit der Gelenk­knorpel ist entscheidend für die Beweglichkeit unserer Hunde. Regel­mäßige Kontrollen und ein angepasster Bewegungs­plan sind entscheidend, um die Gesundheit und Funktions­fähigkeit der Gelenke Ihres Hundes zu bewahren. In meiner Praxis lege ich großen Wert auf die präventive Pflege und das Management der Gelenk­gesundheit, um Ihrem Hund eine optimale Mobilität und Lebens­qualität zu sichern.

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Gelenk­knorpel fungieren als stabilisierendes, druck- und biegeelastisches Stütz­gewebe, das eine reibungs­lose Bewegung innerhalb der Gelenke ermöglicht. Eine regel­mäßige Bewegung der Gelenke ist essentiell, da der Gelenk­knorpel als gefäßloses Gewebe auf diese Weise mit Nähr­stoffen versorgt wird. Durch Druck­belastung und anschließende Entlastung nehmen die Knorpel Nähr­stoffe auf und geben verbrauchtes Material an ab, was für ihre Erhaltung und Funktion von entscheidender Bedeutung ist.

Ohne ausreichende Bewegung erhält der Gelenk­knorpel nicht genug Nähr­stoffe, was zu einer Verschlechterung seiner Qualität führen kann. Er wird porös, anfällig für Risse und instabil. Je nach Art der Schädigung des Gelenk­knorpel ist er nur gering­fügig bis größtenteils regenerations­fähig. Gezieltes Training, dient dazu die Regenerationsfähigkeit effektiv auszuschöpfen, die Gesundheit der Gelenke zu unterstützen und weiteren Schäden vorzubeugen.

Arthrotische Gelenk­erkrankungen, die sich in über­mäßigem Verschleiß der Gelenke äußern, sind eine häufige Ursache für Probleme im Bewegungs­apparat. Zu diesen Erkrankungen zählen unter anderem:

  • Generelle Gelenk­degeneration, wie Arthrose oder Osteo­arthrose.
  • Kleinteilige Knorpel­ablösungen oder Gelenk­mäuse, Osteo­chondrosis Dissecans (OCD) genannt, die häufig auch im Rahmen von Ellen­bogen­dysplasie (ED) auftreten können.

Verglich der Halsmuskeln von Mensch und Hund

Muskulatur: Training & Entspannung

Die Physiologie des Körpers ist auf Effizienz ausgerichtet. Wird eine Muskel­gruppe über einen längeren Zeit­raum nicht beansprucht, beginnt der Körper sie abzu­bauen, ein Prozess, der als Muskel­atrophie bezeichnet wird. Diese Anpassung an ein verändertes Belastungs­profil setzt bereits nach kurzer Zeit der Inaktivität ein, was die Bedeutung einer frühzeitigen Mobilisierung nach chirurgischen Eingriffen unterstreicht.

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Bei jungen Hunden ist oft kein zusätzlicher Bewegungs­anreiz erforderlich - sie neigen von Natur aus dazu, aktiv zu sein. Nach chirurgischen Eingriffen kann jedoch eine gewisse Zurück­haltung erforderlich sein, um den Heilungs­prozess nicht zu gefährden. Bei älteren Hunden tritt Muskel­atrophie häufig in Verbindung mit Gelenk­problemen wie Arthrose auf, meist verursacht durch lang anhaltende Schmerzen und daraus resultierenden Schon­haltungen.

Ähnlich wie Schon­haltungen zu Muskel­atrophie führen können, kann eine anhaltende Über­beanspruchung bestimmter Muskel­gruppen zu dauer­haften Kontraktionen, so genannten Muskel­verspannungen / Muskel­verkrampfungen führen. Dies führt in der Regel zu chronischen Schmerzen und einem Rückgang der Bewegungs­freude. Wenn Schmerzen chronisch werden, setzen sie einen Teufels­kreis­lauf in Gang: Mehr Schmerzen führen zu weiterer Schon­haltung und umgekehrt, wodurch sich der Zustand immer weiter verschlechtert.


Anatomische Zeichnung eines Hundeskelett

Skelettknochen: stabil und anpassungs­fähig

Auch für die Gesundheit der Knochen spielt Bewegung eine ent­scheidende Rolle. Durch regel­mäßige und gezielte Bewegung wird das Knochen­gerüst nicht nur stärker und wider­stands­fähiger, sondern passt sich auch optimal den physio­logischen Anforderungen des Körpers an. Eine ausgewogene Bewegung sorgt dafür, dass die Skelett­knochen die Beweglichkeit optimal unter­stützten und stabilisieren.

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Durch Druck­belastung, die während der Bewegung entsteht, wird der sogenannte piezo­elektrische Effekt im Knochen­gewebe aktiviert. Dieser Prozess stimuliert das Wachstum und die Reparatur des Knochens, indem er die Zellen anregt, aus der  Knochen­matrix neu Knochenbälkchen zu bilden. Dies ist ein natürlicher Vorgang, bei dem das Skelett sich dynamisch an unter­schiedliche Belastungs­profile anpasst.
Krankheitsbilder, die im Zusammen­hang mit der Knochen­gesundheit stehen, unter­streichen die Wichtigkeit einer an­gemessenen körperlichen Aktivität:

  • Fehlentwicklungen während der Knochen­wachstums­phase, wie isolierter Processus Anconeus (IPA) und frakturierter Processus Coronoideus (FPC), die unter die Kategorie Ellen­bogen­dysplasie (ED) fallen.
  • Knochen­zu­bildungen als Folge von Arthrose, die oft im Rahmen einer Hüft­dysplasie (HD) auftreten.
  • Stabilisierende Verwachsungen von Wirbeln, bekannt als Spondylosen, die in der Regel im Zusammen­hang mit Band­scheiben­vorfällen stehen.

Spongiosa eines Oberschenkelknochens

Das Knochen­gebälk, richtet sich entlang der Be­lastungs­linien des Knochens aus. Die Archi­tektur des Knochens hängt davon ab, welche Kräfte auf den Knochen einwirken.


Faszien und Bindegewebe: Die Architekten der Bewegung

Die Faszienforschung hat unser Verständnis über den Bewegungs­apparat erheblich erweitert. Faszien, ein Netzwerk aus robusten Binde­gewebs­schichten, spielen eine entscheidende Rolle für die körperliche Struktur und Mobilität. Die Elastizität und die Funktions­fähigkeit der Faszien sind für den Bewegungs­apparat von großer Bedeutung.

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Faszien durchziehen den gesamten Körper, um­hüllen Organe und Muskeln und sorgen dafür, dass alles an seinem Platz bleibt. Diese Strukturen verleihen dem Körper Form und ermöglichen durch ihre elastische Beschaffen­heit gleich­zeitig sichere und kontrollierte Bewegungen. Verletzungen der Faszien, beispiels­weise durch chirurgische Eingriffe, können zu einer verminderten Beweglichkeit führen.

Erkenntnisse aus der Faszien­forschung zeigen, dass Faszien durch manuelle Behandlungen wie Massage kaum beeinflusst werden können, da eine direkte äußere Manipulation der Faszien eine Kraf­teinwirkung über einen sehr langen Zeitraum benötigen würde. Die funktionelle Verbesserung des Fasziengewebes erfordert die Anpassung des Gewebes an ein gewünschtes Bewegungsprofil. Da Fasziengewebe jedoch einen Zell-Erneuerungszyklus von mehreren Monaten bis Jahren hat, müsste eine äußere Manipulation im alltäglichen Leben eben so lange stattfinden. Solch eine lang­wierige Behandlung ist natürlich sowohl in der Praxis als auch zuhause nicht umsetzbar, geschweige denn vom Patienten tolerierbar.

Daher ist es sinnvoller, den Hund selbst in den Regenerations­prozess einzubeziehen. Die natürlichen Bewegungen des Hundes unterstützen die Gesundheit der Faszien optimal. Es ist unsere Aufgabe, dem Patienten Hund zu zeigen, dass bestimmte Bewegung nicht zwangs­läufig unangenehm und mit Schmerz verbunden sein müssen. Einmal davon überzeugt, kann der Hund durch wider­erlernte optimale Bewegungs­abläufe selbst zum besten Trainer für seine Faszien werden.